Weizenpreis legt kräftig zu

16.02.2017 - 12:09:00

Die internationalen Weizenmärkte erhielten einen Dämpfer durch die hohe Weizenernte Australiens und dringend benötigtem Regen in den südlichen US-Plains, die US-Fonds setzen jedoch auf steigende Terminpreise, wobei die Exporte jenseits und diesseits des Atlantiks wenig überzeugten.

Weizen MATIF
(c) proplanta

So notierte der Fronttermin in Chicago für CME-EU-Weizen bei 182,00 EUR/t (Freitag: 179,50 EUR/t), der für US-Weizen bei 156,53 EUR/t (Freitag: 153,08 EUR/t EUR/t) und der für EU-Weizen Nr. 2 an der MATIF bei 173,00 EUR/t (Freitag: 171,75 EUR/t), der Mai-Kontrakt lag bei 174,50 EUR/t (Freitag: 172,75 EUR/t) und der für September bei 173,50 EUR/t. Dabei tendierte Weizen zuletzt eher seitwärts.

In den USA tendierte US-Weizen zuletzt leicht schwächer, entschärften Niederschläge in den südlichen Plains die Trockenheit der Böden und werden in den nördlichen Plains mildere Temperaturen und Schneeschmelze erwartet. Druck kam zudem aus Australien, setzte ABARES die australische Weizenernte auf 35,1 Mio. t hoch, ging das USDA bisher von 33 Mio. t dort aus. Zuvor trieben jedoch Fonds die Kurse nach oben, erwarten diese kaum mehr fallende Preise und bezogen daher Long-Positionen, gab die leicht bullishe Prognose des USDA im WASDE-Report mit einer um knapp 4,5 Mio. t auf 748,2 Mio. t heruntergesetzten Welt-Weizenernte, gleichfalls um 4,7 Mio. t auf 248,6 Mio. t verminderten Überhängen, den Ausschlag hierfür, fallen Indiens und Kasachstans Weizenernten um 3 Mio. t bzw. 1,5 Mio. t kleiner aus und erwartet das USDA um 1,4 Mio. t auf 27,9 Mio. ansteigende US-Weizenexporte. In China und Vietnam erwartet das USDA einen Anstieg der industriellen Weizenverarbeitung um 1 Mio. t bzw. 1,3 Mio. t.

Zudem konnten die USA letzte Woche durch gute US-Weizenexporte punkten, erreichten diese mit 527.300 t gegenüber 451.200 t in der Vorvorwoche und 853.400 t zuvor ein gutes Ergebnis, zeigte die Exportinspektion gestern mit 307.506 t Weizen aber eher ein moderates Ergebnis. Beim US-Dollar ging es wieder leicht nach oben, kostete der US-Dollar heute Mittag 1,0570 EUR/USD. Das verbessert nicht unbedingt die Exportchancen für US-Weizen.

In der EU-28 sorgten zwar mildere Temperaturen für Entspannung am Weizenmarkt, gilt dies insbesondere für das Gebiet von Ostdeutschland über Polen, Baltic-Staaten bis auch nach Rumänien, herrscht laut EU-Kommission aber in einem Korridor von Westfrankreich über Deutschland bis nach Westpolen, zugleich auch auf dem Balkan, starke bis teils extreme Trockenheit nach dem Winter, was zu Schäden an zuvor frostgeschwächten Weizenbeständen führen könnte. Zwar rechnet Strategie Grains in Frankreich zuletzt noch mit einer Weizenernte von 34,5 Mio. t gegenüber 28,1 Mio. t in der noch laufenden Saison, in Deutschland mit 25,7 Mio. t gegenüber 24,5 Mio. t, wobei die Weizenernte auf der iberischen Halbinsel und in Italien höher, die osteuropäische dagegen niedriger ausfallen sollen, also eine Umkehr der letztjährigen Relationen, aber die Trockenheit könnte die Ernteprognosen noch nach unten korrigieren.

Exportseitig läuft derzeit alles im grünen Bereich, wurden in der EU-28 laut EU-Kommission letzte Woche 215.000 t Weichweizen exportiert, nach 762.000 t in der Vorvorwoche und 515.000 t zuvor, kletterten die EU-Weizenexporte in der laufenden Kampagne auf knapp 15,1 Mio. t  gegenüber 16,1 Mio. t zum gleichen Vorjahresstand, bei erwarteten gesamten EU-Weizenexporten von 24 Mio. t (EU-Kommission) bis 25,5 Mio. t (USDA). Wurde letzte Woche von Äthiopien ein Tender über 400.000 t Weizen und von Japan über 111.500 t ausgeschrieben, kaufte Bangladesch zudem 200.000 t russischen Weizen, kaufte diese Woche nur Algerien 50.000 t Hartweizen.

Dabei lagen die Preise für Standardweizen zuletzt bei 172,00 EUR/t (Freitag: 171,00 EUR/t) FOB Rouen und 174,00 EUR/t (Freitag: 174,00 EUR/t) FOB Hamburg bzw. Rostock. Dabei war abgesehen von der guten Futterweizennachfrage Süd-Oldenburgs und Hollands zu Preisen um 175 EUR/t (Freitag: 175,00 EUR/t) FCO Abnehmer wenig Handelsaktivität zu beobachten, hoffen die Erzeuger auf höhere Preise und warten die Abnehmer ab. Auch läuft E-/A-Weizen Richtung Benelelux, Frankreich und Italien verkauft, wobei Akteur mit 14,5-15,0 RP um 179-185 EUR/t ab ostdeutscher Stationen angeboten wird.

Am Schwarzmeer und in den Baltic-Staaten entspannte sich die Frostlage, werden in der Ukraine und Südrussland mildere Temperaturen erwartet und lagen die Tiefsttemperaturen nur noch bei -3°C bis -13°C. Dabei gibt es noch keine Hinweise auf Auswinterungsschäden bei Weizen, wurde das frostgefährdete Flächenareal von Experten auf 0,5 Mio. ha in der Ukraine und 1 Mio. ha in Russland taxiert. Trotz Frost und Nebel legten die Exporte vom Schwarzmeer zu, verluden ukrainische Händler diese Woche rund 230.000 t Weizen, nach 140.000 t in der Vorwoche und 285.000 t zuvor. Aus Russland wurden 339.000 t Weizen verschifft, nach 270.000 t letzte Woche und 535.000 t zuvor.

Der deutlich gestiegene Rubel erschwert russische Weizenexporte, brachte Vizepräsident des russischen Getreideverbandes, Alexander Korbut, seinen Unmut mit Blick auf den erstarkenden Rubel und Getreidemarkt zum Ausdruck, sollte der Rubel nicht bald wieder auf 63-64 RUR/USD zurückkehren, legte der Rubel seit Jahreswechsel um 5 % und im Vorjahr bereits um 25 % zu. Dabei schraubte auch das USDA die Exportwartungen am Schwarzmeer leicht zurück, sollen in Russland die Weizenexporte um 0,5 Mio. t auf 28,5 Mio. t, in Kasachstan um 1 Mio. t auf 7,5 Mio. t zurückgehen, während die Ukraine mit 16,5 Mio. t plus 0,8 Mio. t mehr Weizen exportieren will.

Tendenz: Der Weizenmarkt sollte vorerst seitwärts tendieren, bis neue Fakten zu Anbauzahlen und Entwicklung der Weizenbestände nach Winter zur Verfügung stehen. Die viel zu trocknen Böden in Frankreich und Deutschland hat die MATIF jedenfalls noch nicht eingepreist.

Quelle: proplanta
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