Viele Oberflächengewässer mit Glyphosat belastet

07.09.2023 - 08:21:56

In Oberflächengewässern von elf EU-Mitgliedstaaten lässt sich offenbar häufiger der Herbizidwirkstoff Glyphosat beziehungsweise das daraus entstehende Abbauprodukt AMPA finden.

Viele Oberflächengewässer mit Glyphosat belastet
(c) proplanta

Das ist das Ergebnis von insgesamt 23 gezogenen Wasserproben, das in einem vom Pesticide Action Network (PAN) Europe jetzt vorgelegten Bericht dargelegt wird. Der Bericht wurde im Auftrag der Fraktion der Grünen/EFA im Europaparlament erstellt.

Oberhalb der Bestimmungsgrenze von 0,2 μg/l wurden laut PAN Europe in 17 von insgesamt 23 Proben Rückstände ermittelt. Die Grundgesamtheit der untersuchten Proben kann mit n = 23 allerdings unter wissenschaftlichen Standards nur als vergleichsweise niedrig eingestuft werden. Zumindest reduziert dies die Aussagekraft der Studie.

Nur in Slowenien kein Befund

Entnommen wurden die Proben aus Gewässern in zwölf Mitgliedstaaten; darunter auch Deutschland. Lediglich in Slowenien konnte weder Glyphosat noch AMPA nachgewiesen werden. PAN Europe zufolge wurden sämtliche Proben in der zweiten Oktoberhälfte 2022 den Gewässern entnommen. In dieser Zeit ist die Ausbringung von Glyphosat aufgrund der Herbstaussaat höher.

Grenzwerte um das 30-Fache überschritten

Fünf Wasserproben aus Österreich, Spanien, Polen und Portugal sollen den EU-Trinkwassergrenzwert für Glyphosat deutlich überschritten haben. Nach Angaben von PAN Europe hat eine Probe in Portugal 3 µg/l des Wirkstoffs enthalten. Das Netzwerk weist darauf hin, dass dies das 30-Fache des Trinkwassergrenzwertes von 0,1 μg/l für Trinkwasser sei. Die höchste gemessene Konzentration für AMPA wurde mit 3,9 µg/l in Polen gemessen.

„Risiko für die aquatische Umwelt“

PAN Europe unterstreicht in dem Bericht, dass sowohl Glyphosat als auch AMPA „ein Risiko für die aquatische Umwelt“ darstellten. Glyphosat sei als giftig für Wasserlebewesen mit langfristiger Wirkung eingestuft worden. Auf Grundlage der Daten aus der wissenschaftlichen Literatur wäre somit eine strengere Einstufung gerechtfertigt, so das Netzwerk.

Folgen von AMPA unterschätzt

Kritisiert wird von PAN Europe, dass AMPA derzeit von der EU-Kommission nicht als sogenannter „relevanter“ Metabolit für das Trinkwasser angesehen werde. Dadurch greife der allgemeine Grenzwert für Pflanzenschutzmittel von 0,1 μg pro Liter Trinkwasser hier nicht. Nur wenige EU-Mitgliedsländer hätten einen solchen überhaupt festgesetzt. Nach Einschätzung von PAN Europe sind damit möglicherweise schädliche AMPA-Konzentrationen im Wasser „weit verbreitet und erlaubt“.

Mitte September werden die Mitgliedstaaten in die Diskussion um die Verlängerung der Zulassung von Glyphosat eintreten. Bereits im Oktober könnte dazu eine Entscheidung fallen. Die aktuelle Zulassung des Wirkstoffs läuft am 15. Dezember aus. In Deutschland soll nach dem Willen der Ampel-Koalition ab dem kommenden Jahr kein Glyphosat mehr eingesetzt werden dürfen.

Quelle: AgE/kl

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