Stickstoffdünger: Düngerproduzenten gegen Aussetzung der EU-Antidumpingzölle

01.10.2021 - 16:44:29

Die im Industrieverband Agrar (IVA) organisierten Düngerproduzenten haben heute Forderungen zurückgewiesen, auf EU-Ebene erlassene, handelsrechtliche Maßnahmen gegen unfaire Handelspraktiken von Stickstoffdüngerherstellern aus Drittstaaten wie Russland oder Trinidad und Tobago aufgrund der aktuell hohen Düngemittelpreise auszusetzen.

Stickstoffdüngung
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„Die unfaire Subventionierung von Erdgas für Produzenten in diesen Ländern existiert weiterhin, und die Benachteiligung europäischer und deutscher Hersteller nimmt durch die weiter steigenden Kosten für Erdgas, Logistik und durch klimapolitische Maßnahmen zu“, argumentiert Dr. Sven Hartmann, der beim IVA die Fachbereiche Pflanzenernährung und Biostimulanzien leitet. Die hohen Düngemittelpreise seien auf diese Aspekte zurückzuführen.

Der IVA weist darauf hin, dass bei der Herstellung von Ammoniak und Stickstoffdüngemitteln Erdgas sowohl als Rohstoff wie auch als Energiequelle von entscheidender Bedeutung ist. Die rekordhohen Erdgaspreise stellten die Düngemittelindustrie vor große Herausforderungen, insbesondere in Verbindung mit den stark gestiegenen Preisen für CO2-Zertifikate im Emissionshandel. Zusammengenommen lasse dies eine betriebswirtschaftlich vernünftige Erzeugung von Ammoniak derzeit nicht zu, denn Folgeprodukte wie Stickstoffdünger seien bereits auf einem hohen Preisniveau, und Kostensteigerungen können nur sehr begrenzt an die Endkunden weitergegeben werden, so der Industrieverband. Dies habe bereits zu Produktionskürzungen bei Ammoniak im In- und Ausland geführt.

Die im IVA sowie dem europäischen Dachverband Fertilizers Europe organisierte Düngemittelindustrie appelliert deshalb an die Bundesregierung und die EU-Kommission, eine ausreichende Versorgung mit bezahlbarem Erdgas mit hoher Priorität sicherzustellen. Mit Blick auf die klimapolitischen Ziele der EU sowie der Mitgliedstaaten stehe die chemische Industrie im Allgemeinen und die Ammoniak- und Düngemittelindustrie im Besonderen vor gewaltigen Herausforderungen. Um eine treibhausgasneutrale Produktion zu erreichen und CO2-freien, grünen Ammoniak zu produzieren, müssten ausreichende Mengen an grünem Wasserstoff verfügbar sein und Produktionsanlagen umgebaut werden. Dies könne aber nur gelingen, wenn die Hersteller die notwendigen Investitionskosten erwirtschaften könnten und nicht durch einen ungleichen Wettbewerb aus dem Markt gedrängt würden.

Dem Deutschen Bauernverband (DBV) sind die Zölle mit Blick auf die galoppierenden Düngerpreise hingegen ein Dorn im Auge. DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken hatte deshalb die Bundesministerien für Wirtschaft und Landwirtschaft am Mittwoch in einem Schreiben aufgefordert, sich bei der EU-Kommission für eine Aussetzung der im Jahr 2019 verhängten Antidumpingmaßnahme einzusetzen.

Quelle: AgE
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