Schweinemarkt: Erneut kräftiger Anstieg der Schlachtschweinepreise

16.03.2022 - 16:49:10

Nach mehrmonatigen Niedrigpreisen am Schweinemarkt in Deutschland und in der Europäischen Union geht es jetzt kräftig aufwärts. Das begrenzte Lebendangebot wird von den Schlachtbetrieben weiter lebhaft umworben.

Schlachtschweinemarkt
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Begleitet von der Kostenexplosion bei Energie und Rohstoffen sowie sich abzeichnenden Versorgungsengpässen steigen die Notierungen europaweit an. In Deutschland setzte die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) heute ihren maßgeblichen Leitpreis für Schlachtschweine um 10 Cent auf 1,85 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) herauf. Innerhalb von fünf Wochen summiert sich der Anstieg damit auf 65 Cent oder 54 %; das hat es noch nie gegeben.

Nach Angaben der VEZG reicht das gegenwärtige Angebot am Lebendmarkt weiterhin nicht vollständig aus, um den Bedarf der Fleischhersteller zu decken. Diese kämpfen darum, den höheren Einstandspreis und die gestiegenen Kosten für Rohstoffe und Energie an ihre Kunden im Handel weiterzugeben und haben Ende vergangene Woche aus „Gründen von höherer Gewalt“ bereits Anpassungen nach oben angekündigt. Zwar ließ sich bisher ein größter Teil des Anstiegs der Schlachtschweinepreise in höhere Preise im Teilstückverkauf umsetzen, doch sei dies nicht überall am EU-Binnenmarkt möglich, berichteten Analysten aus dem Ausland. Schwierig ist auch die Situation der Wursthersteller mit sehr viel teureren Ankaufspreisen für das Schweinefleisch, während längerfristige Kontrakte den Verkaufspreis ihrer Waren deckeln.

In anderen EU-Ländern werden die Schlachtunternehmen für schlachtreife Schweine ebenfalls Aufschläge zahlen müssen. In der Höhe gibt es jedoch deutliche Unterschiede. So sind bei den offiziellen Notierungsstellen in Spanien, Frankreich und Italien, wo die Marktparteien an einem Tisch den Preis aushandeln, Limits nach oben gesetzt. Zwar drängt die Erzeugerseite darauf, diese in der aktuellen Sondersituation aufzuheben, stößt damit aber auf wenig Akzeptanz bei den Schlachtbetrieben. So dürfte der Anstieg in Frankreich am morgigen Donnerstag auf das zulässige Maß von 5 Cent/kg SG begrenzt bleiben; in Spanien und Italien werden wahrscheinlich die Maxima von 6 Cent/kg Lebendgewicht (LG) ausgeschöpft.

Anders sieht die Preisbildung für Schlachtschweine in Belgien mit den individuellen Ankaufsmodalitäten der führenden Abnehmer aus, die ebenso stark wie in Deutschland zulegen dürften. Nach wie vor wird im Nachbarland von einem sehr umfangreichen Hälftenexport zu lukrativen Preisen nach Osteuropa berichtet. Auch in Österreich und den Niederlanden gibt es keine Notierungslimits, die deshalb deutlich ansteigen werden. Die Schlachtschweinepreise in der EU driften somit immer weiter auseinander; der Lebendexport nach Spanien mit seinen nun niedrigeren Preisen hat bereits spürbar nachgelassen.

Quelle: AgE
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