Preisrallye bei Sojabohnen geht weiter

10.02.2022 - 16:28:47

Die Preishausse an den internationalen Sojamärkten hat durch den gestern Abend veröffentlichten Erntebericht des Washingtoner Agrarressorts (USDA) neue Nahrung erhalten.

Sojamarkt
(c) proplanta

Das USDA hat die für Südamerika erwartete Bohnenernte überraschend deutlich zusammengestrichen und damit auf die Trockenheit im Süden des Kontinents reagiert. Vordere Sojabohnen zur Abrechnung im März verteuerten sich an der Weltleitbörse in Chicago in der Nacht zu Donnerstag um 3 % auf 16,06 $/bu (517 Euro/t); mehr hatten Sojabohnen zuletzt im September 2012 gekostet, als eine Hitzewelle die US-Sojaernte kräftig dezimiert hatte.

Besonders stark haben die Fachleute in Washington ihre Prognose für das Aufkommen in Brasilien zurückgenommen. Dort sollen in diesem Jahr 134,0 Mio. t Sojabohnen vom Feld geholt werden; bisher hatte man 5 Mio t mehr für möglich gehalten. Die Vorhersage für Argentinien wurde um 1,5 Mio. t auf 45,0 Mio. t gekürzt und die für Paraguay um 2,2 Mio. t auf 6,3 Mio. t. Exporte und Verarbeitung für 2021/22 hat das USDA aufgrund der absehbar kleineren Angebotsmenge für alle drei Länder ebenfalls gesenkt.

Die Chinesen sind indes offenbar nicht bereit, sich zu jedem Preis am Weltmarkt mit Sojabohnen einzudecken. Zumindest hat das US-Agrarressort seine Schätzung für die chinesischen Sojaimporte 2021/22 um 3 Mio. t auf 94 Mio. t gesenkt. Weltweit taxiert das USDA die Sojaernte 2021/22 jetzt auf 363,9 Mio. t, nach 372,6 Mio. t im Januar-Bericht. Da die Nachfrage der Ölmühlen nicht aus der laufenden Produktion gedeckt werden kann, sollen die weltweiten Reserven gemäß der USDA-Bilanz 2021/22 bis zum Saisonende um weitere 2,4 Mio. t auf 92,8 Mio. t schrumpfen.

Dem deutlich kleineren Rapsmarkt schenkt das USDA in seiner Marktkommentierung oft wenig Beachtung. Diesmal weist man jedoch darauf hin, dass die reibungslose Rapsaussaat in Indien die dortigen Bauern auf hohe Erträge hoffen lässt. Die Rapsernte auf dem Subkontinent startet üblicherweise im April. Dann könnten dort 10,8 Mio. t der schwarzen Ölfrucht gedroschen werden. Im Januar hatte das USDA die indische Rapsernte noch auf „nur“ 9,5 Mio. t taxiert.

Mit Spannung erwartet wird, wie die europäischen Rapshändler heute auf diesen Nachrichten-Mix reagieren. An der Terminbörse von Paris konnte der Raps gestern nach Veröffentlichung des USDA-Berichts nur noch eine halbe Stunde gehandelt werden. In dieser kurzen Zeit büßte der Frontmonat Mai rund 8 Euro/t auf 678 Euro/t ein.

Quelle: AgE
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