Niedrigere Milchauszahlungspreise bei längeren Kündigungsfristen

14.09.2018 - 18:23:41

Die Länge der Kündigungsfrist, zu denen Milcherzeuger eine Molkerei verlassen können, kann Auswirkungen auf den Auszahlungspreis haben.

Milchauszahlungspreise
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Landwirte mit längeren Kündigungsfristen müssen möglicherweise unterdurchschnittliche Auszahlungspreise akzeptieren. Das geht aus einer Studie von Julian Petersen und Prof. Sebastian Hess vom Institut für Agrarökonomie der Universität Kiel hervor, deren Ergebnisse heute auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (GEWISOLA) in der Landeshauptstadt vorgestellt wurden. Die Studie beruht auf einer Befragung von knapp 800 zufällig ausgewählten Milcherzeugern in Nordwestdeutschland, Ostdeutschland und Süddeutschland.

Die Kieler Agrarökonomen weisen in ihrer Untersuchung einen negativen Zusammenhang zwischen Milchauszahlungspreisen und Kündigungsfristen ab 18 Monaten nach. Bei kürzeren Kündigungsfristen lasse sich ein statistisch signifikanter Einfluss auf den Milchpreis feststellen. Die Wissenschaftler bestätigen damit im Grundsatz die Position des Bundeskartellamts, das 2017 in einem Sachstandsbericht auf sogenannte „Marktverschließungseffekte“ als eine Folge längerer Kündigungsfristen hingewiesen und sich für kürzere Kündigungsfristen ausgesprochen hatte.

Um diesen Marktverschließungseffekten zu begegnen, schlagen Petersen und Hess eine mögliche Verkürzung der Kündigungsfristen oder eine Minderung der Andienungspflicht unter Beibehaltung der Kündigungsfrist vor. Dadurch könnten Landwirte trotz noch bestehender Mitgliedschaft in einer Genossenschaftsmolkerei ihre Milch bereits anderweitig vermarkten, während die Anteile noch bis zum Ausscheiden in der Genossenschaft verblieben. Dieser Ansatz, den das Deutschen Milchkontor (DMK) im vergangenen Jahr verfolgt hatte, stellt für die Autoren einen Kompromiss zwischen den Interessen der Landwirte und Genossenschaften dar. Sie sehen darin zugleich ein Indiz für einen steigenden Wettbewerb um Rohmilch in Deutschland.

Quelle: AgE
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