Matif-Weizen setzt nach indischem Exportstopp Rallye fort

16.05.2022 - 18:32:48

An der europäischen Leitbörse Matif ist der dort gehandelte Mahlweizen mit einem Kurssprung in die neue Handelswoche gestartet.

Weizenpreise
(c) proplanta

Der Frontmonat verteuerte sich innerhalb weniger Handelsminuten um 5,6 % auf 439,75 Euro/t in der Spitze, um bis gegen 14 Uhr auf „nur“ noch 433,50 Euro/t zurückzufallen. Allein seit Anfang April hat neuerntiger Matif-Weizen damit rund 100 Euro/t an Wert gewonnen. Maßgeblich für das kräftige Kursplus ist der am Samstag von Indien mit sofortiger Wirkung verhängte Exportstopp für Weizen, mit dem das Land auf die hitzebedingt drohenden Ertragsausfälle reagiert. Sollte Indien trotz heftiger internationaler Kritik auf der Marktabschottung beharren, würde nach der Ukraine ein weiterer wichtiger Spieler auf dem Weizenexportmarkt ausfallen.

In seiner ersten Ernte- und Bilanzschätzung für 2022/23 hatte das amerikanische Landwirtschaftsministerium noch am vorigen Donnerstag die Erwartung geäußert, dass Indien im kommenden Wirtschaftsjahr bedeutender Weizenexporteur bleiben werde. Das indische Ausfuhrvolumen für 2022/23 sah man in Washington noch bei 8,50 Mio. t Weizen, etwas höher als in der Kampagne davor, als 8,1 Mio. t des Halmgetreides ins Ausland geliefert wurden. Die indische Ernte für 2022 veranschlagt das USDA bisher auf 108,5 Mio. t. Das Aufkommen läge damit in der Mitte der beiden vorherigen Jahre, als 109,6 Mio. t beziehungsweise 107,9 Mio. t Weizen gedroschen worden waren.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem-Özdemir hatte den indischen Ausfuhrstopp bei der Abschlusspressekonferenz zum G7-Agrarministertreffen in Hohenheim am Wochenende scharf kritisiert. Nach seiner Einschätzung schadet der von Neu Delhi verhängte Exportbann auch den Bauern in Indien selbst, denn dadurch drohe dort dauerhaft eine Berg- und Talfahrt der Weizenpreise. „Wenn wir Preisstabilität bei Grundnahrungsmitteln wollen, dann darf nicht jedes Land zuerst an sich selbst denken“, stellte Özdemir fest und erinnerte an die zuvor bereits von Indonesien verhängten Exportbeschränkungen für Palmöl.

Quelle: AgE
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