Konjunkturbarometer Agrar: Stimmung der Landwirte verbessert sich deutlich

19.01.2023 - 11:57:05

Das Jahr 2022 ist nach einer langen Durststrecke mit einer zumindest kurzfristigen Stimmungsaufhellung unter Deutschlands Landwirten zu Ende gegangen. Das zeigen die Ergebnisse des Konjunktur- und Investitionsbarometers Agrar für Dezember, die heute vom Deutschen Bauernverband (DBV) vorgelegt wurden.

Konjunkturbarometer Agrar Januar 2023
(c) dbv

Demnach kletterte der Index von 8,4 im September auf 14,9 Punkte zum Jahreswechsel. Dieses Niveau war zuletzt Mitte 2021 erreicht worden. Das geplante Investitionsvolumen für die nächsten sechs Monate liegt aktuell allerdings bei immer noch mäßigen 5,8 Mrd Euro; im entsprechenden Vorjahreszeitraum waren es indes nur 5,0 Mrd Euro gewesen.

„Dieses Stimmungsbild bildet eine Momentaufnahme ab, die auf verbesserten Betriebsergebnissen des letzten Wirtschaftsjahres beruht“, kommentierte DBV-Präsident Joachim Rukwied die neuen Zahlen. Perspektivisch sei das Stimmungsbild jedoch schlechter, denn die wirtschaftlichen Aussichten seien schon jetzt wieder leicht eingetrübt. Es scheine, dass die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse in einigen Bereichen das aktuelle Niveau nicht halten könnten.

Dem Bauernverband zufolge haben die Preisentwicklungen an den Agrar- und Energiemärkten offenbar einen großen Einfluss auf die Stimmungslage. Der Milchpreis sei zwar seit dem Spitzenwert im April 2022 wieder im Sinkflug, habe aber auch im Dezember noch fast doppelt so hoch gelegen wie in den Vorjahren. Ähnliches sei bei Weizen und Raps zu beobachten. Eine stimmungsaufhellende Wirkung dürften auch die angekündigten staatlichen Entlastungen bei den Energiekosten entfaltet haben.

Diese Faktoren haben nach Einschätzung des DBV die belastenden Einflüsse wie hohe Dünger- und Futterkosten sowie die Probleme in der Agrar- und Finanzpolitik offenbar mehr als aufgewogen. Dementsprechend hätten sich auch die Investitionsplanungen entwickelt. Obwohl sich die Zahl der investitionswilligen Landwirtschaftsbetriebe leicht verringert habe, sei das geplante Investitionsvolumen angestiegen.

Die Liquidität der Betriebe hat im Vergleich zu vorherigen Befragungen laut Konjunkturbarometer leicht zugenommen, wobei die Werte seit 2016 relativ beständig um die Note 2,5 pendeln. Der Anteil der Betriebe mit angespannter Liquidität ist zum Jahresende etwas zurückgegangen und hat sich erkennbar auf den Osten des Landes konzentriert, während Betriebe mit entspannter Liquidität eher im Norden zu finden sind.

Weiter recht verhalten ist laut DBV die Beurteilung der allgemeinen Zukunftsaussichten. Besonders verschlechtert haben sich im Jahresvergleich die Zukunftserwartungen der Landwirte im Norden und Osten; in Süddeutschland hat dagegen Optimismus Raum gewonnen. Zuversichtlicher blicken die Ackerbaubetriebe in die Zukunft; bei den Berufskollegen auf den Futter- und Veredlungsbetrieben ist dies eher nicht der Fall. Keine dramatischen Auswirkungen auf die hiesige Agrarproduktion erwarten die Landwirte vom anhaltenden russischen Krieg gegen die Ukraine.

Quelle: AgE/jo
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