IGC erwartet etwas größere Weltweizenernte 2019/20

03.02.2019 - 10:07:16

Londoner Experten rechnen mit einer globalen Anbaufläche von mehr als 220 Millionen Hektar.

Weizenernte 2019-2020
(c) proplanta

Nach Projektionen des Internationalen Getreiderates (IGC) ist für das kommende Getreidewirtschaftsjahr mit einem global größeren Aufkommen an Weizen zu rechnen als 2018/19. Wie aus dem aktuellen Bericht der Londoner Experten hervorgeht, dürfte die Weizenproduktion 2019/20 im Vergleich zur laufenden Saison bei normalen Witterungsverläufen um 14 Mio. t oder 2 % auf 751 Mio. t steigen. Damit würde der fünfjährige Durchschnitt um 1 % übertroffen.

Begründet wird diese Vorhersage zum einen mit höheren Erträgen. Zum anderen dürfte die globale Weizenfläche für die Ernte 2019/20 laut den IGC-Projektionen um 1,9 Mio. ha oder 0,9 % auf 220,1Mio ha ausgedehnt werden. Im Einzelnen rechnet der Getreiderat dabei für das Weizenareal in der EU-28 mit einer Ausweitung um 1,2 Mio. ha oder 4,6 % auf 26,6 Mio. ha; das wäre ein Dreijahreshoch.

Die Fachleute begründen dies mit den recht attraktiven Weizenpreisen und der witterungsbedingten Einschränkung des Rapsanbaus. Durch die jüngsten Niederschläge nach dem trockenen Herbst in den nördlichen EU-Ländern hätten sich hier die Bedingungen für die Entwicklung der Kulturen allerdings verbessert, berichtet der Getreiderat. Die größte Ausdehnung des Weizenanbaus erwartet der IGC indes für Australien. Dort werden die Farmer nach Einschätzung der Fachleute zur Ernte 2019/20 auf 11,8 Mio. ha Weizen säen; das wären 1,8 Mio. ha oder 18,4 % mehr als in der aktuellen Kampagne.

Derweil rechnen die Experten für Russland mit einem Zuwachs um 200.000 ha oder 0,8 % auf 27,2 Mio. ha. Dort schütze eine Schneedecke die Pflanzen ausreichend vor den inzwischen deutlich niedrigeren Temperaturen.

China schränkt Weizenanbau vermutlich ein

Ähnlich wie in Russland schätzt der Getreiderat die ackerbauliche Lage in der Ukraine ein. Dort hätten die Landwirte nach vorläufigen amtlichen Erhebungen die Weizenfläche ebenfalls um 200.000 ha ausgedehnt, und zwar auf 7,1 Mio. ha.

Dagegen rechnen die Fachleute für Kasachstan mit einer Einschränkung des Weizenanbaus, und zwar um 300.000 ha oder 2,7 % auf 11,0 Mio. ha. Außerdem soll das Weizenareal in China um 900.000 ha oder 3,5 % verkleinert werden. Ebenfalls pessimistisch ist der Getreiderat mit Blick auf Nordafrika: Dort dürfte die Weizenfläche nach seinen Angaben um insgesamt 300.000 ha oder 3,0 % auf 6,9 Mio. ha eingeschränkt werden.

Wie die Londoner Fachleute mit Blick auf Nordamerika ausführen, soll das betreffende Areal in Kanada um 500.000 ha oder 4,9 % auf 9,4 Mio. ha verkleinert werden. Dabei sei dort die Winterweizenfläche bereits um 4 % auf ein Vierzehnjahrestief von 500.000 ha zurückgenommen worden. Die Aussaat des Sommerweizens starte in Kanada erst im Mai.

Derweil wird für die USA mit einer Ausdehnung des gesamten Weizenareals um 100.000 ha oder 0,1 % auf 16,1 Mio. ha gerechnet. Die Aussaat von Hard-Red-Winterweizen habe dort allerdings wegen des überwiegend nassen Wetters in den südlichen Great Plains nicht abgeschlossen werden können. Den Umfang der Aussaat von Sommerweizen dürften die Farmer von den Preisverhältnissen zwischen den Ackerkulturen abhängig machen, so der IGC. Hier rechnet er aktuell mit einer Anbauausdehnung.

Bestandsmengen voraussichtlich stabil

Die globale Versorgung mit Weizen dürfte sich 2019/20 gemäß den IGC-Projektionen in etwa auf dem Niveau des laufenden Jahres bewegen und damit weiterhin überdurchschnittlich ausfallen. So sagen die Fachleute einen weltweiten Bestand von dieser Getreideart für Ende Juni 2020 von 263 Mio. t voraus, was der für den gleichen Zeitpunkt in diesem Jahr erwarteten Menge entsprechen würde.

Hinsichtlich des Verbrauchs geht der Getreiderat von einem weiteren Anstieg im Vergleich zum aktuellen Wirtschaftsjahr um 6 Mio. t auf 751 Mio. t aus. Als Begründung wird der wahrscheinlich weiter zunehmende Weizenbedarf für die menschliche Ernährung genannt. Stabil soll sich dagegen die für Futterzwecke benötigte Menge entwickeln. Die insgesamt erwartete Nachfrage könnte von den voraussichtlichen Endbeständen etwa 128 Tage lang gedeckt werden. Die betreffende Kennzahl des aktuellen Jahres würde demnach nur um einen Tag verfehlt, der entsprechende Durchschnitt der vergangenen vier Jahre jedoch um neun Tage übertroffen.

Starke Konkurrenz durch Schwarzmeerweizen

Was den internationalen Weizenhandel 2019/20 angeht, ist laut IGC-Bericht vor allem mit zunehmenden Importen Asiens und Afrikas zu rechnen. In der Folge soll das globale Handelsvolumen um fast 4 Mio. t oder 2 % auf 174 Mio. t steigen. Ihre Prognose für die Handelsmenge in der laufenden Vermarktungssaison korrigierten die Londoner Experten aber nach unten, und zwar um 800.000 t auf 170,4 Mio. t. Damit würde die 2017/18 international gehandelte Weizenmenge um 4,6 Mio. t oder 2,6 % verfehlt.

Im Einzelnen wird dabei für die EU jetzt ein Exportrückgang um 2,6 Mio. t oder 11,6% auf 19,8 Mio. t vorausgesagt; im November hatten die Fachleute noch 600.000 t mehr erwartet. Inzwischen sei die Nachfrage aber eher schleppend, hieß es. Auch seine Prognose für die US-Weizenausfuhren 2018/19 korrigierte der Getreiderat nach unten, nämlich um 1 Mio. t auf 28,5 Mio. t.

Jedoch rechnen die Analysten in London zum Ende des laufenden Wirtschaftsjahres mit einer anziehenden Nachfrage am Weltmarkt für EU- und US-Weizen. Zugleich erwarten sie eine weiterhin robuste Konkurrenz durch Lieferungen aus der Schwarzmeerregion. So gebe es zwar Anzeichen, dass die Wettbewerbsfähigkeit von russischem Weizen nachlasse, berichtet der IGC. Dennoch hob er seine Weizenexportprognose für die Russische Föderation um 1,1 Mio. t auf 33,5 Mio. t an; die Vorjahresmenge von 41,1 Mio. t würde damit aber noch immer deutlich verfehlt.

Quelle: AgE
Bilderserie
Welt-Versorgungsbilanz für Weizen 2014-2019
Welt-Versorgungsbilanz für Weizen 2014-2019
(c) AgE
© proplanta 2006-2024. Alle Rechte vorbehalten.