ifo-Institut zählt Landwirtschaft zu den Inflationsgewinnern

13.12.2022 - 13:13:02

Wirtschaftswissenschaftler zählen Unternehmen der Landwirtschaft zu den Inflationsgewinnern. Die gestiegenen Preise für Energie und Vorleistungen allein erklären laut dem ifo Institut - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München nicht das Ausmaß der Inflation in Deutschland.

Erzeugerpreise
(c) proplanta

„Vielmehr scheinen Unternehmen in einigen Wirtschaftszweigen die Preissteigerungen dazu genutzt zu haben, ihre Gewinne auszuweiten. Das gilt vor allem für den Handel, die Landwirtschaft und den Bau“, so der stellvertretende Leiter der ifo-Niederlassung Dresden, Prof. Joachim Ragnitz, unter Verweis auf Daten der amtlichen Statistik zur Wirtschaftsleistung. Daraus hat das ifo-Institut Unterschiede zwischen der nominalen und der preisbereinigten Wertschöpfung ermittelt. Der Forschungseinrichtung zufolge lassen sich so Rückschlüsse auf Preisanhebungen ziehen, die nicht durch höhere Vorleistungskosten verursacht wurden.

Laut Ragnitz haben insbesondere in der Land- und Forstwirtschaft einschließlich Fischerei sowie im Baugewerbe und in Handel, Gastgewerbe und Verkehr die Unternehmen ihre Preise „deutlich stärker erhöht als es aufgrund der gestiegenen Vorleistungspreise allein zu erwarten gewesen wäre“. Einige Unternehmen hätten offenbar den Kostenschub als „Vorwand“ dafür genommen, durch eine Erhöhung ihrer Absatzpreise auch ihre Gewinnsituation zu verbessern.

In seinem Aufsatz „Gewinninflation und Inflationsgewinner“ schreibt Ragnitz, dass es nicht verwundere, dass die Preise in der Landwirtschaft so kräftig gestiegen seien. Agrarrohstoffe würden meist global gehandelt. Viele Güter hätten sich nicht zuletzt aufgrund der durch den Krieg in der Ukraine hervorgerufenen Verknappung weltweit verteuert. Hinzu komme, dass Landwirtschaftsunternehmen zunächst wohl ihre Vorräte an Dünge- und Futtermitteln aufgebraucht hätten, in ihrer Kalkulation aber die zu erwartenden Preissteigerungen bei Nachbestellungen bereits eingerechnet hätten.

Der Anstieg der Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte spiegelte sich auch in dem Einkommensanstieg der Landwirtschaft wider, den der Deutsche Bauernverband (DBV) am vergangenen Donnerstag mit seinem Situationsbericht für das abgelaufene Wirtschaftsjahr 2020/21 darlegte. DBV-Präsident Joachim Rukwied warnte jedoch davor, die Einkommenszuwächse überzubewerten und verwies auf die vorausgegangene wirtschaftliche Durststrecke. Auch sei die Verbesserung der Betriebsergebnisse dringend notwendig, um die gestiegenen Marktrisiken und Klimarisiken bewältigen zu können.

Quelle: AgE/fl
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