Hoher Zuckerpreis in der EU: Verwender beklagen Belastung und Wettbewerbsnachteile im Export

29.09.2023 - 12:46:23

Die Stimmung bei den zuckerverwendenden Wirtschaftszweigen in der Europäischen Union ist angesichts der aktuell sehr hohen Zuckerpreise äußerst angespannt.

Hoher Zuckerpreis
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Darauf hat das Infozentrum Zuckerverwender (IZZ), ein Zusammenschluss von Herstellern der Getränkewirtschaft, der Süßwarenindustrie, der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie sowie der Großbäckereien in Deutschland, heute in Bonn hingewiesen. Zur Jahresmitte 2023 habe das durchschnittliche Preisniveau auf dem EU-Zuckermarkt über 90 % höher als im Mittel der vergangenen drei Jahre gelegen. „In der EU ist Zucker knapp und Wettbewerb von außen lässt die protektionistische Politik der Europäischen Union nicht zu“, beklagte IZZ-Sprecher Karsten Daum.

Zusätzlicher Kostentreiber

Die überhöhten Zuckerpreise in der EU kämen zu den vielen weiteren Kostentreibern hinzu, die aktuell die zuckerverwendenden Betriebe belasteten, stellte Daum fest. Die deutlich höheren EU-Preise führten zudem zu einer Verzerrung bei der internationalen Wettbewerbsfähigkeit exportorientierter Betriebe, gab er zu bedenken. Denn Zuckerverwender im nicht-europäischen Ausland, die sich mit Zucker vom Weltmarkt eindecken könnten, zahlten deutlich weniger. Zudem habe sich der Preisanstieg am EU-Zuckermarkt konträr zu der Entwicklung vieler anderer Agrarprodukte verhalten, deren Preise gegenüber den Spitzen im Jahr 2022 teilweise wieder gefallen seien.

Angespannte Lage ist „hausgemacht“

Aus Sicht des IZZ ist die angespannte Lage am EU-Zuckermarkt „hausgemacht“. Jahrelang hätten die Unternehmen der europäischen Zuckerindustrie ihre Produktion unter dem EU-Bedarf gehalten, und auch jetzt noch rechne die EU-Kommission mit nur einem leichten Anstieg der Zuckerrübenerzeugung. Gleichzeitig würden Länder und Regionen, aus denen Zucker in die EU kommen könnte, durch hohe Schutzzölle und Einfuhrbeschränkungen daran gehindert, in ausreichendem Maß Mengen in die EU zu liefern.

Widersprüchliche Haltung zum Außenhandel

Stattdessen dürfe die europäische Zuckerindustrie den in der EU ohnehin knappen Zucker frei auf den Weltmarkt verschiffen, moniert das IZZ. Dies sei auch im letzten Jahr der Fall gewesen, als viele zuckerverwendende Betriebe nicht gewusst hätten, wie sie die Preisaufschläge verkraften sollten. Im Wirtschaftsjahr 2022/23 seien nach Schätzungen der EU-Kommission über 520.000 t Zucker exportiert worden.

Für die Kampagne 2023/24 gehe die Kommission von einer weit größeren Menge aus und das, obwohl das Angebot knapp sei und die EU Nettoimporteur von Zucker bleiben werde, so das IZZ. Dies sei eine widersprüchliche Haltung zum Außenhandel: „Freie Exporte von Zucker und streng restriktive Einfuhren zeigen, dass die EU einseitig die Interessen der europäischen Zuckerindustrie im Blick hat.“

Quelle: AgE/ri
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