Hohe Energiekosten: Rohölpreis hat sich binnen Jahresfrist verdoppelt

21.10.2021 - 20:30:21

Der Rohölpreis hat sich binnen Jahresfrist verdoppelt: Für die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) mussten heute Mittag umgerechnet 71 Euro für das 159-l-Fass bezahlt werden. Vor zwölf Monaten war für die gleiche Ölqualität nur die Hälfte fällig gewesen.

Ölpreis
(c) Georgi Roshkov - fotolia.com (2)

Noch teurer war Rohöl zuletzt 2014. Ein Grund für die Preishausse sind Analysten zufolge die Lieferschwierigkeiten einiger Länder der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), gepaart mit dem Anspringen der Weltwirtschaft nach dem coronabedingten Konjunkturdämpfer.

Im Oktober 2019 hatte ein Fass Rohöl 48 Euro gekostet. Wenige Monate später gab es die ersten Meldungen über das neue Virus. Infolge der sich zuspitzenden Corona-Pandemie und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Einschränkungen waren dann im Frühjahr 2020 an der Terminbörse von New York (Nymex) für Rohöl kurzfristig sogar „negative“ Preise aufgerufen worden, da die Lagerkapazitäten für Rohöl komplett ausgelastet waren.

Aktuell kommt die Heizsaison auf der Nordhalbkugel hinzu. Leere Öltanks müssen nun zu fast jedem Preis gefüllt werden, will man über den Winter nicht frieren. Stützend wirken außerdem die Rekordpreise für Erdgas, da die Industrie - wo dies möglich ist - Alternativen zum teuren Gas nutzt. In der Summe laufe der Ölweltmarkt „überdeutlich im Defizit“, kommentieren die Analysten des Branchendienstes Tecson die aktuelle Situation und rechnen deshalb mit einem weiteren Anstieg der Rohölpreise.

Dass der Ölpreisanstieg auf die aktuell angespannte Marktlage zurückzuführen ist, zeigt sich auch beim Blick auf die Terminkurven, die sich derzeit in einer extremen „Backwardation“ befinden. Die Preisdifferenz zwischen den Brent-Terminkontrakten Dezember 2021 und Dezember 2022 erreichte zuletzt pro Fass fast 8 $ (6,90 Euro). So groß war die Spreizung auf Jahressicht zuletzt im Jahr 2013. „Derart starke Prämien für kurzfristige Öllieferungen deuten auf eine akute Knappheit hin, die durch eine robuste Nachfrage und ein eingeschränktes Angebot verursacht werden“, so Analysten der Commerzbank. Üblicherweise befinden sich Märkte für lagerfähige Produkte in einem „Contango“:“ Spätere Liefertermine sind teurer als die prompte Lieferung, weil der Terminpreis auch die Kosten der Lagerung abdeckt.

Das teure Rohöl bleibt auch nicht ohne Folgen für die Benzin- und Dieselpreise. Wie der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) bereits zu Wochenbeginn mitteilte, ist Diesel an Tankstellen in Deutschland so teuer wie noch nie. Im bundesweiten Tagesdurchschnitt lag der Preis am Sonntag bei 1,555 Euro/l. Damit knackte er den bisherigen Rekord von 1,554 Euro/l von August 2012.

Auch Benzin nähert sich einem Höchststand an. Super der Sorte E10 kostete am Sonntag im Mittel 1,667 Euro pro Liter. Damit fehlten nur noch 4,2 Cent zum Rekord von 1,709 Euro/l von September 2012. Ein zusätzlicher Preistreiber ist dem ADAC zufolge die CO2-Abgabe von aktuell 25 Euro/t, durch die sich die fossilen Treibstoffe zum Jahreswechsel im Schnitt um 7 ct/l verteuert haben. Anfang 2022 zündet die nächste Stufe der CO2-Bepreisung: Dann werden 30 Euro pro Tonne CO2 fällig. Noch höhere Spritpreise scheinen damit vorprogrammiert.

Quelle: AgE
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