Gute Absatzchancen für US-Lebensmittel in Deutschland

16.12.2018 - 09:31:41

Der agrardiplomatische Dienst (FAS) des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) sieht Deutschland als attraktiven Absatzmarkt für Agrarprodukte und Lebensmittel aus dem eigenen Land.


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In einer aktuellen Länderstudie gibt der FAS-Analyst Leif Erik Rehder den US-Exporteuren Tipps für den Markteintritt. Vielversprechende Trends verzeichnet er unter anderem auf den Märkten für fair gehandelte und regionale Produkte sowie für Bioerzeugnisse. Deutschland sei der zweitgrößte Ökomarkt der Welt - nach den USA, betont der Fachmann. Darüber hinaus steige hier die Nachfrage nach Gesundheits- und Wellnessprodukten sowie nach funktionellen Lebensmitteln. Diese Entwicklung werde unterstützt durch die alternde Bevölkerung und das zunehmende Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher.

Wie Rehder weiter ausführt, steigt zudem der Bedarf der hiesigen „Hochgeschwindigkeitsgesellschaft“ und der zunehmenden Zahl von Singlehaushalten an Fertigmahlzeiten, Desserts und Backmischungen. Darüber hinaus nehme das Interesse der deutschen Konsumenten an ausländischen Lebensmitteln, an „Beauty- Food“ zur Förderung eines guten Aussehens sowie an „Superfood“ mit Gesundheitsvorteilen zu. Gefragt sei auch „Clean Label Food“, also Lebensmittel ohne Lebensmittelzusatzstoffe, Aromen und Farbstoffe.

Gute Chancen sieht der Marktexperte dabei für Produkte, die zum Beispiel frei von Gluten und Laktose sind und mit denen vor allem Allergiker angesprochen werden. Dem Analysten zufolge wächst zudem der Anteil der deutschen Verbraucher, die ihre Kaufentscheidung als ein politisches Statement und als Ausdruck ihres Lebensstils sehen. Dazu gehöre zum Beispiel der Konsum von „gentechnikfreien“ Erzeugnissen, von Eiern aus Freilandhaltung sowie von vegetarischen oder veganen Lebensmitteln. Darüber hinaus würden Rückverfolgbarkeit und Informationen über Produktionsmethoden immer wichtiger. Die Bereitschaft der Konsumenten, für Qualität zu bezahlen, nehme zu.

Gute Perspektiven für hochwertiges Rindfleisch

Laut USDA exportierten die Vereinigten Staaten 2017 Agrarerzeugnisse und Lebensmittel im Wert von insgesamt 1,8 Mrd. $ (1,6 Mrd. Euro) nach Deutschland; das bedeutete gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 7 %. Wichtigstes Exportprodukt war die Sojabohne mit einem Erlös von fast 500 Mio. $ (438 Mio. Euro). Dies entsprach einem Marktanteil von etwa 40 %. Im laufenden Jahr sind die USA der FAS-Studie zufolge sogar zum führenden Lieferanten am deutschen Sojabohnenmarkt aufgestiegen. Ein weiterhin gutes Absatzpotential hätten Baumnüsse, deren Exportwert sich 2017 auf insgesamt 657 Mio. Euro belaufen habe. Die USA seien hier der wichtigste Anbieter von Mandeln, Pistazien und Walnüssen.

Chancenreich seien darüber hinaus Hopfen, Zucker, Süßwaren, Süßkartoffeln, Hülsenfrüchte wie Linsen, Fisch und Meeresfrüchte, Whisky und Süßkartoffeln. Zudem hätten die US-Anbieter ihre Exporterlöse für Käse, Kaffee, Wein und einige Backwaren 2017 im Vergleich zu 2014 jeweils kräftig steigern können; hier seien weitere Zuwächse durchaus möglich. Derweil werde Rindfleisch in hoher Qualität, Preiselbeeren und entsprechende Produkte sowie innovative Soßen zurzeit noch in eher unbedeutenden Mengen in Deutschland vermarktet; aber auch hier seien die Perspektiven günstig.

Hoher Wettbewerbsdruck

Mit Blick auf die Herausforderungen auf dem bundesdeutschen Markt betont der FAS-Experte allerdings, dass die deutschen Verbraucher vorwiegend Qualität zu niedrigen Preisen verlang ten. Gleichzeitig müssten die US-Exporteure mit der Konkurrenz durch Ware aus anderen EU-Ländern rechnen; auf diese würden nämlich keine Zölle erhoben. Ferner begrenzten die Listungsgebühren des Lebensmitteleinzelhandels die Einführung neuer US-Marken in der Bundesrepublik. Darüber hinaus könnten die privaten Nachhaltigkeitsstandards als Handelshemmnisse wirken. Außerdem machten nichttarifäre, staatliche Handelsbarrieren wie die phytosanitären Beschränkungen und die Anforderungen an die Rückverfolgbarkeit die Markterschließung kompliziert.

Die Vermarktung von einigen Produkte der modernen Biotechnologie sei sogar verboten. Nachhaltigkeit als Verkaufsargument nutzen Vor diesem Hintergrund empfiehlt Rehder den US-Lebensmittelexporteuren unter anderem die Teilnahme an Lebensmittelmessen wie der Anuga und der Biofach. Dabei sollten sich die Marketingansätze an wichtigen gesellschaftlichen Themen orientieren und Nachhaltigkeitsattribute der Produkte und des eigenen Sektors herausgestellt werden.

Bei der Suche nach deutschen Lebensmittelimporteuren, -großhändlern und Vertriebspartnern helfe die FAS-Vertretung in Berlin. Darüber hinaus macht der Marktexperte die US-Firmen auf die staatlich unterstützten Exportförderungseinrichtungen im eigenen Land aufmerksam. Dazu gehört der US-amerikanische Soybean Export Council (USSEC), der 2018 über ein Budget von insgesamt 38,8 Mio. $ (34,0 Mio. Euro) verfügte. Davon waren 4,9 Mio. $ für die Bearbeitung der Märkte in der Europäischen Union sowie im Nahen Osten und Nordafrika vorgesehen.

Ähnliche Organisationen sind das Alaska Seafood Marketing Institute, das California Wine Institute und die U.S. Meat Export Federation. Unterdessen unterhält die FAS-Abteilung Niederlassungen in mehr als 170 Ländern und verfügt dem US-Haushalt 2018 zufolge über ein Gesamtbudget von 336 Mio. $ (294 Mio. Euro).

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8753 Euro

Quelle: AgE
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