EY-Konjunkturbarometer: Agribusiness steht vor schwierigem Jahr

19.01.2023 - 17:07:50

Das Agribusiness in Deutschland hat die Herausforderungen des vergangenen Jahres durch unterbrochene Lieferketten, steigende Kosten für Energie und Futtermittel sowie Klimaextreme insgesamt gut gemeistert.

Agribusiness
(c) proplanta

Allerdings sind die Branchenperspektiven durch voraussichtlich weiter steigende Kosten getrübt. Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY und des Departments für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung an der Georg-August-Universität Göttingen. Wie der EY-Partner Dr. Christian Janze heute bei einer Online-Pressekonferenz feststellte, stieg der Gesamtumsatz des Agribusiness 2022 im Vorjahresvergleich auf den Rekord von schätzungsweise 279 Mrd. Euro. Damit habe der Sektor seine Position als zweitstärkste Branche des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland behauptet.

Janze zufolge war das starke Umsatzplus aber hauptsächlich preisgetrieben. Die aus dem russischen Angriffskrieg resultierenden disruptiven Effekte - wie etwa die hohen Rohstoffpreise für Agrarprodukte - hätten sich für die deutschen Bauern allerdings unterschiedlich ausgewirkt. Beispielsweise hätten die meisten Ackerbaubetriebe davon profitiert. Allerdings dürften die Agrarbetriebe 2023 nicht mehr von alten Verträgen, die vor dem Krieg abgeschlossen worden seien, oder von der Lagerhaltung bei Futter- und/oder Düngemitteln profitieren. Die eigenen Vorräte seien nämlich inzwischen aufgebraucht, gab der Fachmann zu bedenken.

Für das laufendende Jahr erwartet Janze weiter steigende Rohstoff, Energie- und Kraftstoffkosten. Die Folge seien höhere Ausgaben für Dünger, Saatgut und Pflanzenschutz. Deshalb dürften sich auch die Endprodukte verteuern. „Bisher konnten die meisten Produzenten die gestiegenen Preise für Lebensmittel an den Einzelhandel und die Kundinnen und Kunden weitergeben. Klar ist: Die Menschen müssen essen und werden immer Nahrungsmittel kaufen. Doch die Preissteigerungen müssen letztlich von den Konsumenten getragen werden können“, stellte Janze klar.

Schon jetzt entschieden sich die Verbraucherinnen und Verbraucher immer häufiger für die billige Alternative. Deshalb sei beispielsweise die Nachfrage nach Bioprodukten rückläufig. Diese Entwicklung sei mit Blick auf die agrarpolitischen Ziele kontraproduktiv. Dr. Louisa von Plettenberg von der Universität Göttingen prognostizierte vor diesem Hintergrund einen steigenden Druck auf viele Betriebe im Agribusiness.

Quelle: AgE/KK
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