Erntebericht: Klimawandel macht Ernte zu Lotteriespiel

28.08.2023 - 17:20:30

Der heute vorgelegte amtliche Erntebericht des Bundeslandwirtschaftsministeriums bestätigt die durchwachsenen Schätzungen des Deutschen Bauernverbandes (DBV).

Erntebericht 2023
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Nach Angaben von Ressortchef Cem Özdemir fällt die Getreideernte mit bundesweit etwa 38 Mio. t unterdurchschnittlich aus, während der Raps „zufriedenstellende“ Ergebnisse zeigt. Aufgrund der witterungsbedingt oftmals verspäteten Ernte liegen dem Minister zufolge noch vergleichsweise wenige Daten vor. Das endgültige Ergebnis könne daher stellenweise von den ersten vorläufigen Zahlen abweichen.

Das unbeständige Wetter führte laut Özdemir regional zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen bei Mengen und Qualitäten. Nach einem zunächst regenreichen Frühling seien ein sehr trockener Mai und Juni gefolgt, denen sich der Juli und August mit ungewöhnlich viel Regen angeschlossen hätten.

Klimaschutz im Interesse der Landwirtschaft

Özdemir sprach den Landwirten seinen Dank aus. Die Betriebe hätten trotz der wetterbedingten Herausforderungen dafür gesorgt, dass die Speicher in Deutschland gut gefüllt seien. Der Grünenpolitiker bestätigte die Einschätzung von DBV-Präsident Joachim Rukwied, der den diesjährigen Witterungsverlauf als eine Auswirkung des Klimawandels bezeichnet hatte. Die Extremwetter als Folgen der Klimakrise machten die Ernten zunehmend zu einem „Lotteriespiel“, so Özdemir: „Wer glaubt, man könnte später mit Klimaschutz und Klimafolgenanpassung anfangen, vertritt nicht die Interessen der deutschen Landwirtschaft“.

Winterweizen litt unter Nässe

Das Getreideaufkommen - ohne Körnermais - wird laut Erntebericht wie erwartet die Marke von 40 Mio. t nicht erreichen und dürfte 4,1 % kleiner ausfallen im Vorjahr aus. Lediglich in den Bundesländern Nordrhein-Westphalen, Sachsen-Anhalt und Sachsen wird der mehrjährige Durchschnitt übertroffen, nämlich um 7,8 %, 1,8 % beziehungsweise 1,1 %. Der Winterweizen als wichtigste Getreideart litt besonders unter den witterungsbedingten Ernteunterbrechungen. Der Durchschnittsertrag liegt bei 73,9 dt/ha und damit um 3,4 % unter dem Vorjahreswert.

Veränderungen gab es auch bei der Weizenanbaufläche; sie wurde von den Landwirten gegenüber 2022 um 2,7 % auf 2,81 Mio. ha verkleinert. Das Gesamtaufkommen an Weizen wird vom Ministerium auf 20,8 Mio. t beziffert; das wären 5,2 % weniger als der mehrjährige Durchschnitt. Der Rohproteingehalt von 11,7 % wird voraussichtlich 0,2 Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahres liegen. Wintergerste, die zweitwichtigste Kultur, profitierte hingegen von der früheren Erntereife und entging somit den sommerlichen Regenfällen. Die Hektarerträge liegen trotz des Trockenstresses im Mai und Juni nur 1,1 % unterhalb denen des Vorjahres.

Rapsernte „zufriedenstellend“

Das Winterrapsareal wurde im Vergleich zum Vorjahr um weitere 7,8 % auf insgesamt 1,17 Mio ha ausgeweitet; geerntet wurden auf dieser Fläche 4,2 Mio. t; gegenüber dem langjährigen Durchschnitt ist das ein Plus von 13 %. Der mittlere Ertrag liegt bei 35,6 dt/ha und damit 3,6 % oberhalb des sechsjährigen Durchschnitts, aber 10 % unterhalb des sehr guten Vorjahresergebnisses. Für die Eiweißpflanzen liegen noch keine belastbaren Schätzungen vor. Das Ministerium geht aber auch hier von witterungsbedingt geschmälerten Erträgen aus.

Quelle: AgE/nr
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