Ernte 2022: Vermarktungsexperte empfiehlt Teilverkauf von Weizen und Raps

19.01.2022 - 16:52:04

Ackerbauern sollten die derzeit attraktiven Erzeugerpreise für Weizen und Raps für einen Teil der für 2022 erwarteten Erntemenge festmachen. Dazu rät Prof. Reimer Mohr von der Hanse Agro Unternehmensberatung.

Getreideverkauf
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Zur neuen Ernte würden vom Handel aktuell für Brotweizen je nach Standort und Qualität mindestens 220 Euro/t und in der Spitze mehr als 240 Euro/t bezahlt, berichtete Mohr bei einer Düngefachtagung der SKW Piesteritz, die gestern Abend digital durchgeführt wurde.

Aus Sicht des Vermarktungsexperten ist damit beim Weizen ein „vernünftiges Niveau“ erreicht, um die ersten 10 % bis 20 % der nächsten Ernte per Vorkontrakt zu verkaufen. Mohr ist zumindest vorsichtig optimistisch, was die weitere Preisentwicklung bei dem wichtigsten Halmgetreide angeht. Einerseits sei das Weizenareal in Produktionshochburgen wie den USA oder Russland ausgedehnt worden, stellte der Unternehmensberater fest. Gleichzeitig sei aber die Liquidität auf vielen Betrieben angespannt, was angesichts hoher Düngerpreise Ertragseinbußen nach sich ziehen könnte.

Wer noch Restmengen an Weizen aus der alten Ernte im Lager hat, kann laut der Einschätzung von Mohr nach dem jüngsten Kursrutsch auf wieder steigende Notierungen in den kommenden Wochen hoffen. Der EU-Export von Weizen entwickle sich vielversprechend. Die klassischen Importländer hätten Bedarf, der aus dem Schwarzmeerraum angesichts weitgehend geräumter Läger nicht gedeckt werden könne.

Auch mit Blick auf den Raps sieht Mohr bei Matif-Kursen von zuletzt über 580 Euro/t für August-Kontrakte aktuell eine gute Verkaufsgelegenheit. Hier würde er sich von 20 % bis 30 % der erwarteten Menge trennen und sogar bis zur Hälfte auf ertragssicheren Standorten. Der Unternehmensberater empfahl den rund 400 bei der Fachtagung zugeschalteten Landwirten angesichts volatiler Preise und unklarer Ertragserwartungen den Einsatz von Putoptionen. Diese könnten an der Börse gekauft werden und sicherten das aktuelle Kursniveau nach unten ab.

Sollten die Preise bis zur Ernte weiter steigen, könne der Ackerbauer das höhere Niveau risikolos mitnehmen. Ein weiterer Vorteil solcher Verkaufsoptionen sei, dass diese am Laufzeitende nicht mit physischer Ware beliefert werden müssten. Sollte es zu Auswinterungsschäden kommen, gerate der Landwirt bei diesem Risikomanagementinstrument - anders als bei klassischen Vorkontrakten - nicht in Lieferschwierigkeiten.

Quelle: AgE
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