Entsorgungswirtschaft: Immer mehr Altholz als Brennstoff genutzt

15.01.2023 - 12:21:31

Die Energiekrise hat die Nutzung von Altholz als Brennstoff gegenüber der stofflichen Wiederverwertung deutlich forciert. Darauf hat heute der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) in Bonn hingewiesen.

Altholz
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Insbesondere in der zweiten Jahreshälfte 2022 habe es an ausreichend verfügbaren Mengen zur Aufbereitung gefehlt, berichtete bvse-Altholzexperte Andreas Habel. Für den Mengeneinbruch nannte er verschiedene Gründe: So sei die Baukonjunktur insgesamt rückläufig verlaufen, so dass die Mengen aus diesem Bereich um 20 % bis 40 % gesunken seien. Darüber hinaus hätten sich nach dem letzten Corona-Lockdown die kommunalen Sperrmüllmengen und die Mengen aus dem Gewerbe insgesamt auf schwachem Niveau bewegt. Auch die zunehmenden Probleme in den Lieferketten führten laut Habel zu weniger Warenumschlag und damit zu weniger Palettenholz.

Der Verteilungskampf zwischen stofflich oder energetisch nutzbaren Sortimenten erfolgte nach Angaben des bvse-Altholzexperten über den Preis. Hohe Stromerlöse hätten es den Kraftwerken ermöglicht, auch hohe Preise für Altholz zu zahlen. „Um an Brennmaterial zu kommen, wurden hohe Störstoffanteile bis zur Schmerzgrenze akzeptiert", so Habel. Unter den vorherrschenden Bedingungen habe es die stoffliche Verwertung schwer gehabt, konkurrenzfähig gegenüber der energetischen Verwertung zu sein. Zudem hätten die hohen Energiepreise - insbesondere der Anstieg des Strompreises - die Produktionskosten für qualitätsgesicherte Hackschnitzel in die Höhe getrieben.

Die Aussichten für 2023 seien von Unsicherheiten geprägt, führte der bvse-Altholzexperte aus. Vieles hänge von der Entwicklung des Strompreises ab. Bei sinkenden Erlösen in der Energiebereitstellung und gleichzeitig sinkenden Kosten in der Aufbereitung werde auch der Preis für Holz zurückgehen müssen. Die Mengenentwicklung abzuschätzen, ist laut Habel indes noch schwieriger. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) gehe davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in eine Rezession rutsche. Infolge der Inflation sei eher nicht mit steigenden Sperrmüllmengen zu rechnen, und auch steigende Bauzinsen ließen nicht erwarten, dass es zu einer Zunahme der Bautätigkeit komme.

„Im Kampf um die Inputmengen ist es für die Aufbereitungsunternehmen umso wichtiger, dass gesetzliche Vorgaben wie das Vorbehandlungsgebot der Gewerbeabfallverordnung durch die Länder auch tatsächlich durchgesetzt werden“, mahnte Habel. Wenn sich nicht auf die gesetzlichen Vorgaben verlassen werden könne, fehle die Planungssicherheit, die letztendlich zu Anlagenstillständen führen werde.

Quelle: AgE/ri
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