Druck auf VEZG-Notierung wird zu groß

23.06.2021 - 19:52:12

Trotz eines überschaubaren Schlachtschweineangebots, das sich ohne Probleme vermarkten lässt, sollen die Landwirte weniger Geld für ihre schlachtreifen Tiere erhalten.

Schlachtschweineangebot Juni 2021
(c) proplanta

Die maßgebliche Notierung der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) musste heute deutlich um 9 Cent auf 1,48 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) nach unten korrigiert werden. Dafür sorgten die großen Schlachtunternehmen, die im Vorfeld der Notierung mit teilweise noch geringeren Hauspreisen gedroht hatten. Ihnen zufolge passen die Erlösmöglichkeiten am Fleischmarkt nicht zu den Einstandspreisen für Schlachtschweine, die deshalb sinken müssten.

Hauspreise bei den großen Schlachtern in Deutschland hatte es bereits in den beiden vergangenen Wochen gegeben; allerdings war die Differenz zum VEZG-Preis mit 3 Cent nicht besonders groß und galt auch nur für freie Schweine. Da Vertragsschweine jedoch in der Regel auf Basis des VEZG-Preises abgerechnet werden, wurde von den marktmächtigen Großschlachtern nun der Druck erhöht, dem die Erzeugerseite trotz des unterdurchschnittlichen Angebots wenig entgegenzusetzen hatte.

Ganz aus der Luft gegriffen scheint die Klage der Schlachtunternehmen über die zu geringen Erlösmöglichkeiten am Markt für Schweinefleisch nicht zu sein. Zumindest ist diese auch aus mehreren anderen Ländern zu hören. Konnten die Folgen des coronabedingten Absatzverlustes in der Vergangenheit weitgehend durch umfangreiche und lukrative Exporte nach China ausgeglichen werden, ist dies jetzt nicht mehr in dem Maße möglich. Die Volksrepublik hat ihre Bestellungen merklich zurückgefahren und will aufgrund des Preisverfalls im eigenen Land erheblich weniger bezahlen. Mehr Fleisch muss deshalb am Binnenmarkt verkauft werden, was die Erlösmöglichkeiten bei eher schwacher Nachfrage einschränkt.

In den angrenzenden EU-Ländern Belgien, Niederlande und Österreich ist noch in dieser Woche mit erheblichen Notierungsabschlägen für Schlachtschweine zu rechnen. Geringer werden diese in Spanien und Frankreich ausfallen, wobei dort die Erzeugerseite im Vorfeld der Notierung wegen des geringen Lebendangebots noch auf stabile Preise drängt. Lediglich in Italien könnte die Notierung nochmals moderat anziehen; dort hatten die Teilstückpreise zuletzt aber auch noch leicht angezogen.

Quelle: AgE
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