Deutsche Haferernte 2022 voraussichtlich kleiner trotz Nachfrageboom

10.02.2022 - 16:25:28

Obwohl die deutschen Hafermühlen in den vergangenen Jahren die Verarbeitungsmengen kräftig ausgeweitet haben, wird in diesem Jahr mit einem bundesweit insgesamt spürbar kleineren Aufkommen an dieser Getreideart gerechnet.

Hafer
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Wie Richeza Reisinger vom Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS) heute beim digitalen Haferforum Bayern berichtete, verarbeiteten die Mühlen 2020 mehr als 625.000 t Hafer zu Lebensmitteln; das bedeutete gegenüber 2014 ein Plus von mehr als 70 %.

Reisinger zufolge hat sich die Haferproduktion in Deutschland gemäß den Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) von 2019 bis 2021 um 60 % auf schätzungsweise 831.500 t erhöht. Allerdings gehe der EU-Dachverband der Getreidehändler (COCERAL) in seiner jüngsten Prognose der deutschen Haferernte 2022 von einem Rückgang auf 793.000 t aus. Derweil werde die Nachfrage weiter beflügelt von neuen Verzehrideen für die klassischen Haferflocken, Produktinnovationen wie Haferdrinks und weiteren Milchersatzprodukten. Zudem sei die gesundheitsfördernde Wirkung dieses Getreides wissenschaftlich erwiesen.

Nach Einschätzung von Martin Unterschütz, der bei der BayWa AG für den Getreidehandel verantwortlich ist, favorisieren die Landwirte im Hinblick auf die diesjährige Frühjahrsaussaat die Braugerste. Der Haferanbau dürfte deshalb im Süden Deutschlands „trotz attraktiver Erzeugerpreise“ etwas eingeschränkt werden. Bayern ist laut Unterschütz im Ländervergleich der wichtigste Haferproduzent. Im Wettbewerb um die Fläche mit anderen Feldfrüchten stehe das Getreide gut da. Die lokale Vermarktung sei weiter zu unterstützen. Wichtigste Lieferländer für die deutschen Mühlen seien derzeit Finnland, Schweden und Polen. Indes ergebe der Transport von Hafer über mehr als 2.000 km keinen Sinn.

Dr. Lorenz Hartl von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) rechnete vor, dass mit Hafer bei einem unterstellten Ertrag von 60 dt/ha und einem Erlös von 22,30 Euro/dt ein durchaus konkurrenzfähiger Deckungsbeitrag von 615 Euro/ha erzielt werde. Die Nährstoff- und Pflanzenschutzansprüche dieses extensiv angebauten Getreides seien relativ gering, gab der Experte dabei zu bedenken.

Quelle: AgE
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