Blockierte Seehäfen: Kaum Chancen für Normalisierung ukrainischer Agrarexporte

05.07.2022 - 12:23:07

Der britische Geheimdienst geht nicht davon aus, dass sich die ukrainischen Agrarexporte in diesem Jahr noch deutlich erholen werden.

Getreideexport
(c) proplanta

In seinem aktuellen „Intelligence Update“ geht der „Secret Intelligence Service“ des Londoner Verteidigungsministeriums davon aus, dass die Agrarausfuhren des von Russland angegriffenen Landes dieses Kalenderjahr maximal 35 % des Niveaus von 2021 erreichen werden.

In einem „Update“ heißt es, der fortdauernde Krieg zeige „verheerende Auswirkungen“ auf den ukrainischen Agrarsektor, da Lieferketten für essentielle Produktionsmittel wie Saatgut und Dünger unterbrochen seien. Dies mindere die Produktivität der Landwirtschaft. Zugleich sei bei der russischen Blockade ukrainischer Schwarzmeerhäfen kein Ende absehbar, was die Fähigkeiten des Landes zum Export entscheidend limitiere.

Bei einem Treffen mit der schwedischen Ministerpräsidentin Magdalena Andersson stellte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gestern in Kiew fest, dass derzeit noch rund 22 Mio. t Getreide in den heimischen Seehäfen liegen würden, die wegen der Blockade nicht bewegt werden könnten. Er rechnet aus der begonnenen Ernte mit einem Aufkommen von rund 60 Mio. t an „frischen“ Feldfrüchten, für die Lagerraum gefunden werden müsse.

Selenskyj bekräftigte, dass die Ukraine sehr an der Wiederaufnahme der Exporte über See interessiert sei und dazu in Verhandlungen mit den Vereinten Nationen (UN) sowie der Türkei stehe. Wichtigste Voraussetzung für den Neustart der Ausfuhren auf dem Seeweg bleibe die Absicherung der Schiffe und der Hafenanlagen, betonte der Präsident. Die Ukraine werde sich dabei nicht auf Russland verlassen, sondern bestehe in diesem Punkt auf der Anwesenheit einer dritten Partei an den Transitrouten im Schwarzen Meer.

Quelle: AgE
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