Außenhandelsbilanz: Deutsche Agrar- und Lebensmittelwirtschaft mit Rekorddefizit

14.02.2023 - 11:51:02

Deutschland verlässt sich immer mehr darauf, dass andere Länder und Weltregionen für es die Nahrungsmittel produzieren. Mit diesen Worten reagierte heute der Sprecher der German Export Association for Food and Agriproducts (GEFA), Hartmut Kretschmer, auf die Zahlen zur Agraraußenhandelsbilanz 2022.

Außenhandel
(c) proplanta

Nach den derzeit vorliegenden Zahlen standen laut GEFA deutschen Einfuhren von 110,5 Mrd. Euro im vergangenen Jahr nur Ausfuhren von Agrarrohstoffen und Lebensmitteln im Wert von etwa 90,2 Mrd. Euro gegenüber. Das Rekorddefizit betrage somit mehr als 20 Mrd. Euro. Das Defizit hat sich der Exportorganisation zufolge wertmäßig um etwa 18 % verschlechtert, mengenmäßig sogar um 34,3 %.

„Die jahrelangen Trends steigender wert- und mengenmäßiger Handelsbilanzdefizite haben sich danach weiter verschärft“, erklärte Kretschmer. Die bisherigen Prognosen der GEFA seien noch deutlich übertroffen und neue, negative Höchstwerte erreicht worden. Deutschlands Beitrag zur weltweiten Lebensmittelversorgung sinke. Es verabschiede sich als agrarischer Gunststandort offensichtlich zunehmend aus der Versorgung der Weltbevölkerung.

„Während die Welt nach wie vor mehr als 800 Millionen hungernde und etwa 2 Milliarden nicht bedarfsgerecht versorgte Menschen aufweist, sind aktuell eine deutliche Schwächung des Standorts Deutschland und ein rückläufiger Beitrag Deutschlands zur Nahrungsmittelsicherheit zu verzeichnen“, kritisierte Kretschmer. Deutschland und die EU hätten jedoch eine globale Mitverantwortung für die weltweite Versorgung mit Lebensmitteln. Um diese wahrnehmen zu können, benötigten die Unternehmen der Branche endlich konsistente Initiativen des zuständigen Bundeslandwirtschaftsministeriums zur Sicherung des Standorts Deutschlands und zur Beschleunigung aktueller Marktöffnungsverfahren im Ausland.

Die GEFA-Mitglieder fordern laut Kretschmer, dass der agrarische Gunststandort Deutschland sowohl für die sichere Eigenversorgung als auch in Hinblick auf seine Verantwortung für die Lebensmittelversorgung in der Welt gestärkt wird. Eine Schwächung des eigenen Standorts und/oder ein geringerer Beitrag zur Weltversorgung mit hochwertigen Lebensmitteln seien nicht weiter akzeptabel. Marktöffnungsverfahren und Initiativen für einen freien Marktzugang müssten Priorität im politischen Handeln des BMEL bekommen. Dringend erforderlich seien stärkere Anstrengungen zur Weiterentwicklung des Welthandels hin zu nachhaltigen Produktionsverfahren statt zu nationalen Einzellösungen. Die Instrumente der Exportförderung seien im Sinne der Standortsicherung der Betriebe und Arbeitskräfte beizubehalten.

Quelle: AgE/ri
© proplanta 2006-2024. Alle Rechte vorbehalten.