Verarbeiter beklagen katastrophale Erntesituation bei Obst und Pilzen

28.07.2021 - 16:44:03

Der Geschäftsführer des Bundesverbandes der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie (BOGK), Werner Koch, hat die aktuelle Erntesituation als „katastrophal“ bezeichnet.

Pfifferlinge
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„Die Hiobsbotschaften gehen immer weiter und betreffen eine Reihe von Obstarten, in erster Linie allerdings Himbeeren und Pfifferlinge“, sagte Koch gestern in Bonn. Allein in Chile und Mexiko seien die Himbeerernten um 50 % eingebrochen. Indes habe sich die Nachfrage in den vergangenen fünf Jahren nahezu verdoppelt, während der Anbau stetig zurückgefahren worden sei. Durch die sehr geringen Ernten habe sich bereits im April die Nachfrage aus den USA nach Europa verlagert; in der Folge seien die Lagerbestände zu steigenden Preisen ausverkauft worden.

Laut Koch reichen die Himbeerernten in Spanien und Marokko allenfalls für den Frischebereich aus. Durch einen sehr kalten Frühling mit späten Frösten und sogar Schneefall habe sich auch die Ernte in Bosnien, Serbien und dem Kosovo um zwei bis drei Wochen verspätet. Auf dem Balkan sei mit Ertragsrückgängen um bis zu 30 % zu rechnen. Derweil hätten sich die Einkaufspreise fast verdoppelt. Auch in anderen europäischen Staaten, wo die Ernte erst jetzt starte, zeichne sich ein deutlich kleineres Aufkommen ab. Dies gelte insbesondere für Bulgarien, Polen und die Ukraine. Außerdem fehlten in den osteuropäischen Staaten Erntehelfer.

Wie Koch mit Blick auf Pfifferlinge ausführte, ist die Versorgungslage in diesem Sommer besorgniserregend knapp. In den Ursprungsländern Russland, Weißrussland, Litauen und der Ukraine herrsche seit Wochen Dürre, so dass sich dort kein nennenswertes Pilzwachstum entwickle. Es sei so gut wie keine Rohware mehr erhältlich. Die Ernteerträge reichten nicht einmal ansatzweise, um den Bedarf auf dem Frischmarkt zu decken. Vorkonservierte Rohwaren in Salzlake oder tiefgefroren hätten in den Ursprungsregionen noch nicht hergestellt werden können. „Für die verfügbaren Kleinstmengen auf dem Frischmarkt steigen die Preise kontinuierlich und haben sich seit Juni bereits verdoppelt. Normal wäre ein genau entgegengesetzter Verlauf“, erklärte Koch.

Dem BOGK-Geschäftsführer zufolge verbleiben für die Pfifferlingernte zwar noch gut zwei Monate, aber für die verarbeitende Industrie sei ein Totalausfall zu befürchten. Rohwarenbestände aus der vergangenen Ernte seien fast überall weitestgehend aufgebraucht, warnte Koch.

Quelle: AgE
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