Biolebensmittelmarkt: Rehn warnt vor „schlimmsten Einbruch“ seit 35 Jahren

21.09.2022 - 16:26:36

Der deutsche Ökolebensmittelmarkt scheint aktuell besonders unter Druck. Alnatura-Geschäftsführer Prof. Götz Rehn warnte Anfang der Woche gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) vor dem „schlimmsten Einbruch“ im Biomarkt seit 35 Jahren.

Biolebensmittel
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Als Gründe dafür nannte der 72-Jährige neben der Inflation die Kaufzurückhaltung der Verbraucher im Biofachhandel und deren Wechsel in den Discounter sowie die hohen Energiepreise. Zugleich verwies Rehn auf den „unglaublichen Bio-Boom“ 2021, der manche dazu verleitet habe, Projekte anzugehen, die sie heute in Schwierigkeiten bringe.

Für „vollständig illusorisch“ hält der Alnatura-Geschäftsführer derzeit das Ziel der Bundesregierung, 30 % Ökolandbau bis 2030 zu erreichen. Dazu müssten bundesweit jährlich 450.000 ha umgestellt werden; 2021 seien es lediglich 80.000 ha gewesen. Zudem wies Rehn darauf hin, dass viele Ökolandwirte noch die Ernte 2021 auf Lager hätten, und diese nicht vermarktet bekämen. „Das Drama, das sich da anbahnt, ist gigantisch“, so der Alnatura-Chef. Er forderte eine Mehrwertsteuersenkung auf Biolebensmittel und einen verpflichtenden Anteil von Bio in öffentlichen Einrichtungen.

Scharfe Kritik übte Rehn außerdem an den Preisen für Biolebensmitteln in Discountern und Supermärkten. Es gebe „gar keine echten Preise; die Preise lügen“. Rehn vertritt die Auffassung, dass die Preise für konventionelle Ware nicht der Wahrheit entsprächen, da die gesellschaftlichen Folgekosten der Produktion nicht enthalten seien.

Derweil forderten heute die Bioland-Marktpartner aus Herstellung, Handel und Gastronomie eine „unverzügliche“ Umsetzung der vom Bundeslandwirtschaftsministerium angekündigten Nachbesserungen des Energiepreisdämpfungsprogramms (EKDP). In einer „Energie-Resolution“ mahnen sie unter anderem die Öffnung für kleine und mittelständische Firmen sowie schnelle und unbürokratische Liquiditätshilfen auch für energieintensive Unternehmen.

Bislang seien die in regionalen und damit ausschließlich nationalen Wertschöpfungsketten wirtschaftenden Biounternehmen vom EKDP ausgenommen. Ferner drängen die im Bioland Verarbeitung & Handel (BVH) zusammengeschlossenen Unternehmen darauf, insbesondere handwerkliche Lebensmittelhersteller als systemrelevante Nahversorger bei einer möglichen Gasmangellage prioritär zu behandeln.

Quelle: AgE
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