Biokraftstoffe: Verbände warnen vor Senkung der Kappungsgrenze

15.03.2023 - 12:23:36

Vor negativen Folgen einer Senkung der Obergrenze zur Anrechnung von Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse am Endenergieverbrauch auf Straße und Schiene warnen zehn Verbände der Agrar- und Energiewirtschaft.

Biokraftstoff
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Das Bundesumweltministerium peilt in einem Entwurf für ein Gesetz zur Änderung des Bundesimmissionsschutzgesetzes an, den betreffenden Höchstanteil von derzeit 4,4 % schrittweise auf 0 % im Jahr 2030 zu senken.

Wie die Verbände in ihrem jetzt veröffentlichten Positionspapier betonen, kann wegen des Zeitdrucks beim Klimaschutz und angesichts drohender Strafzahlungen aus europarechtlichen Klimaschutzverpflichtungen nicht auf nachhaltig zertifizierte Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse verzichtet werden. Biokraftstoffe in Deutschland sparten jährlich deutlich mehr als 10 Mio. t CO2 ein. Indes sei eine umfassende Strategie vonnöten, um den Anteil fossiler Energie im Straßenverkehr von derzeit 93 % zügig zu senken.

Mit dem vom Umweltressort geforderten Wegfall von Biokraftstoffen würde zudem Deutschlands Abhängigkeit von Energie- und Futtermittelimporten steigen, heben die Verbände hervor. Mit der Produktion von 3,7 Mio. t Biokraftstoffen aus Raps, Zuckerrüben und qualitativ minderwertigem Getreide seien 2021 auch rund 3 Mio. t Futtermittel erzeugt worden. Dieser Beitrag zur sicheren Energie- und Ernährungsversorgung in Deutschland sei gefährdet. Zudem drohe der Verlust einer strategischen Energiereserve sowie tausender Arbeitsplätze im ländlichen Raum.

Außerdem kritisieren die Verbände, dass der Gesetzentwurf auf ein vermeintlich knappes Angebot für Agrargüter verweise. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine habe aber im vergangenen Jahr nur vorübergehend zu erheblichen Preissteigerungen auf den Weltagrarmärkten geführt, insbesondere bei Getreide, Ölsaaten und Pflanzenöl. Inzwischen hätten die umfangreichen Getreideexporte der Ukraine in den Nachbarländern zu Überschüssen geführt. In der Folge sei der Marktpreis wieder so stark gesunken, dass der Anbau der betreffenden Ackerfrüchte nicht mehr wirtschaftlich sei.

Unterzeichner des Positionspapiers sind der Bundesverband Bioenergie (BBE), der Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe), der Deutsche Bauernverband (DBV), der Fachverband Biogas (FvB), der Grain Club, der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID), der Mittelstandsverband abfallbasierter Kraftstoffe (MVaK), die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP), der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) sowie der Bundesverband Dezentraler Ölmühlen und Pflanzenöltechnik (BDOel).

Quelle: AgE/kk
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