Biokraftstoff-Ausstieg: Globaler Flächenanspruch durch Biosprit gering

26.01.2023 - 12:17:25

Für den Anbau von Rohstoffen zur Biokraftstoffproduktion werden nur rund 8 % der globalen Kulturfläche genutzt. Darauf hat heute die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) in Berlin hingewiesen und reagiert damit auf den Vorstoß von Bundesumweltministerin Steffi Lemke, die Biokraftstoffproduktion aus Anbaubiomasse in Deutschland bis 2030 zu beenden.

Biokraftstoffproduktion
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Die betreffenden weltweiten Flächen beziffert die Förderunion auf 31 Mio. ha Mais, 5 Mio. ha Zuckerrohr, 3 Mio. ha Weizen, insgesamt 2 Mio. ha Hirse, Menggetreide und Hafer sowie 1 Mio. ha Raps. Weitere Anbauareale mit jeweils weniger als 1 Mio. ha entfielen auf die Biokraftstofferzeugung aus Palmkernen, Zuckerrüben, Sojabohnen und Sonnenblumen.

Außerdem pocht die Förderunion darauf, bei der Diskussion über die indirekten Landnutzungsänderungen (iLUC) durch die Biokraftstoffproduktion den Flächenanteil für die Proteingewinnung beim Rapsanbau anzurechnen. Bei der Herstellung von Biokraftstoffen falle nämlich Eiweiß in hoher Qualität an, das zur Nutztierfütterung oder direkt für die Humanernährung eingesetzt werde. Bei einem Anteil von 60 % Futterprotein beim Raps wären somit nur 40 % der Anbaufläche für die Biokraftstoffproduktion anzurechnen. Anderenfalls müssten fehlende Proteinmengen durch „Importe“ von zusätzlichen Flächen gedeckt werden. Dieser Kompensationseffekt werde bei allen sogenannten „iLUC-Studien“ und daraus abgeleiteten Diskussionen „gewollt“ nicht berücksichtigt.

Für die Förderunion ist es unverständlich, dass Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir Lemkes Initiative unterstützt und die hinlänglich bekannten Zusammenhänge ignoriert. Die heimische und europäische Rapsproduktion für die Kraftstoffherstellung sichere nämlich auch die Versorgung mit gentechnisch unverändertem Rapsprotein für die Milchproduktion. Praktisch jedes Milchprodukt mit dem Siegel „Ohne Gentechnik“ signalisiere, dass die Kühe am Anfang dieser Warenkette mit nachhaltig zertifiziertem Rapsschrot aus der Biodieselproduktion gefüttert worden seien.

Lemke stelle mit ihren Vorstoß den Sinn und die Notwendigkeit in Frage, mit der Landwirtschaft eine Nationale Biomassestrategie (NABIS) zu entwickeln, kritisiert die Förderunion weiter. Wenn der Rechtsrahmen wie bei den Biokraftstoffen einseitig vorgegeben werde, fehle die Gesprächsbasis. Indes laufe der von der Ministerin formulierte Vorrang der stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe in Ermangelung von Konzepten für den Marktzugang für Produkte aus heimisch angebauten Rohstoffen ins Leere. Der betreffende Anbauumfang spiele hier praktisch keine Rolle - trotz 30 Jahre Produktförderung durch das Bundeslandwirtschaftsministerium.

Quelle: AgE/kk
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