Agrarhandel warnt vor europäischem Gentechnik-Sonderweg

30.11.2022 - 11:55:35

Offenheit gegenüber den neuen genomischen Techniken (NGT) fordert die Interessenvertretung des Agrarhandels in Deutschland.

EU-Gentechnikrecht
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„Pflanzen, die mithilfe neuer genomischer Techniken gezüchtet wurden, müssen einem praktikablen Regelungsregime unterliegen“, erklärte der Verband „Der Agrarhandel“ (DAH) heute in Berlin. Dies sei zwingend notwendig, um die akuten Herausforderungen der Landwirtschaft zu bewältigen sowie weltweiten Handel und damit Ernährungssicherung zu gewährleisten.

Der Verband hält es für nicht nachvollziehbar, dass Pflanzen, die aus neuen genomischen Techniken hervorgegangen sind, nach geltendem EU-Gentechnikrecht reguliert werden, obwohl NGT-Pflanzen sich nicht von Pflanzen unterscheiden, die auf natürliche Wiese entstanden oder das Ergebnis klassischer Mutageneseverfahren sind. „Sollte sich die EU in Bezug auf neue innovative Pflanzenzüchtungstechniken weiterhin auf einen rechtlichen Alleingang begeben, werden sich die bereits bestehenden Standortnachteile für Wirtschaft und Wissenschaft weiter verschärfen“ warnt DAH-Geschäftsführer Martin Courbier.

Seiner Auffassung nach würde ein europäischer Sonderweg bei der Regulierung von NGT-Pflanzen als gentechnisch veränderte Organismen (GVO) zu massiven Hindernissen und nicht kalkulierbaren Risiken im internationalen Welthandel führen. „Agrarhandelsunternehmen in Deutschland und der EU benötigen ein weltweit einheitliches level playing field um konkurrenzfähig zu bleiben“, betonte Courbier. Weder sinnvoll noch angemessen wäre es dem DAH-Geschäftsführer zufolge, „die Chancen zu ignorieren, die neue Züchtungstechnologien bieten, um die Ziele des europäischen Green Deals sowie eine nachhaltigere und produktivere Landwirtschaft zu ermöglichen“.

Courbier bekräftigte die Unterstützung des Agrarhandels für die Initiative der Brüsseler Kommission, die EU-Gesetzgebung von NGT-Pflanzen im kommenden Jahr anzupassen. Dabei sei die gebotene Offenheit gegenüber Innovationen in der Landwirtschaft nicht zwangsweise mit Deregulierung gleichzusetzen. Das zeigten Transparenzinitiativen von Züchtungsunternehmen sowie die breite Unterstützung des europäischen und deutschen Sortenschutzes.

Quelle: AgE
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